Historie

Wie alles im Karneval, angefangen von der Ordensflut bis zu den Kostümen – gerade auch bei den Garden – ist alles eine Persiflage auf die damalige Realität. Trotzdem hat vieles einen historischen Hintergrund. Den Hintergrund des 1. Bischöflichen Münsterischen Offizierscorps finden Sie hier.
Aus den Berichten, die hier stark verkürzt wiedergegeben werden, kann man herauslesen, dass der Bischof über einige Regimenter mit echten westfälischen Haudegen verfügte, die Mehrzahl seiner Soldaten jedoch aus zum Teil schon recht abgehalfterten Söldnern bestand, die sich zwar für Essen und Kleidung zum Gehorsam verpflichtet hatten, jedoch beim ersten Schuß lieber den Kopf einzogen. Deren Motto war wohl: “Im Falle der Gefahr ist Körperabwesenheit besser als Geistesgegenwart.”

Überblick

1663
Oberst Elverfeld erobert mit den Bischöflich Münsterischen Truppen die Hampoel und die Dieler Schanze
Ein Zeugenprotokoll über die Einnahme der Dieler Schanze durch Bischöflich Münstersche Truppen am 8. 12. 1663, in: Mein Emsland 1930, Nr. 6;

1665
Besetzung der holländischen Städte Borculo, Lochum, Diepenheim, Enschede, Oldenzaal, Ootmarsum, Almelo, Groningen, Westerwolde, Wedde und Winschoten mit 20.000 Mann Infanterie und 10.000 Mann Kavalerie

1676
Die Truppen des Bischofs von Münster (Bernhard von Galen) besetzen Oldersum, werden aber bald wieder von den Emdern vertrieben

1678
Die Truppen des Bischofs von Münster bemächtigen sich wieder Oldersums, das sie jedoch bald wieder aufgeben müssen

1797
Die Bischöflichen Münsterischen Regimenter „Generalleutnant von Wenge“, „von Dinklage“ und „von Tönemann“ werden aufgelöst und dem Regiment Strachwitz zugeordnet.

1800
In Köln liegt das Bischöflich Münsterische Infanterie-Regiment „Chur Cöln“

1802
Aus dem Bischöflich Münsterischen Kavallerie-Regiment „von Nagel“ und Mannschaften aus weiteren Regimentern wird das Dragoner-Regiment „von Wobeser“ gebildet.

1. Die Zeit des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen.

Der 30 jährige Krieg hatte ausgetobt. Er hatte furchtbare Spuren im großen deutschen Vaterland hinterlassen.
In Münster und Osnabrück war 1648 Friede geschlossen worden.

Nun galt es, das am Boden liegende Land wieder aufzurichten! Nur starke Persönlichkeiten vermochten diese Riesenaufgabe zu lösen, das Volk selbst konnte es nicht, es war zermürbt. Es fehlte nicht an großen Männern, und wie im Osten der bekannte Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen, von 1640 bis 1688 rastlos und erfolgreich an diesem Wiederaufbau arbeitete, so fand sich hier in Nordwestdeutschland in der Person des Münsterschen Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen ein Mann, dessen Regierungszeit von 1650 bis 1678 mit arbeitsvoller Tätigkeit ausgefüllt war, und der zugleich die Grenzen seines umfangreichen Gebietes gegen die Holländer, seinen Landesfeind, zu schützen hatte.

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Sein Charakterbild freilich schwankt in der Geschichte: Den einen ist er ein katholischer Reformator, den anderen ein kriegslustiger Raufbold, den Emsländern ist Christoph Bernhard der Schützer und Erhalter der weiten linksemsischen Moorgebiete, deren Erschließung und Ausnutzung auch heute noch von großem Nutzen ist

Alt waren die Beschwerden der Emsländer über ständige Belästigungen an der Westgrenze. Seitdem die Holländer im Jahre 1530 auf einer Sandzunge im Moore ein Blockhaus, „die Bourtange“, angelegt hatten, das sich allmählich zu dem befestigten Orte Burtange auswuchs, erfolgten von hier unablässig Grenzüberschreitungen, die sich bis zur Ems ausdehnten. Gewalttätigkeiten aller Art erlaubten sich die Befehlshaber und Soldaten der genannten Festung auf münsterschem Gebiete. In Haufen drangen sie bis an die Ems vor, jagten, fischten, zechten bei den Bauern und zwangen sie, unentgeltlich alles herbeizuschleppen was sie forderten; nötigten sie sogar, die Geräte und sie selbst nach der Burtange zurückzufahren.

Zunächst versuchte man von Münster aus den Weg der Güte.
„Es ist uns berichtet, dass die an der Grenze liegenden holländischen Garnisonen im Emslande und auf dem Hümmling hetzen und jagen, auch die Untertanen mit ihren Leuten und Hunden belästigen.“ (1613.) Demzufolge gab der Bischof Ferdinand von Münster seinem Statthalter im Emsland, dem Drosten, die Weisung, die genannten Befehlshaber in Güte zu ersuchen, davon abzustehen. „Sollte trotz dieser Warnung jemand betroffen werden, so ist darüber zu berichten, und der Betroffene ist „bei dem Kopfe zu ergreifen“ und bis auf fernere Verordnung zu bewachen und nicht eher zu entlassen, als bis sämtliche Unkosten von ihm gezahlt sind und er eine Kaution geleistet hat, nicht mehr zu jagen“ (1613).

Natürlich blieb dieser Schritt ohne Erfolg. Neue Übergriffe folgen, und neue Klagen wurden laut, z.B. aus Aschendorf (1641), Heede, Borsum, Rhede usw.
Alle diese Zwischenfälle an der Grenze waren vor dem Regierungsantritte Christopher Bernhards von Galen erfolgt und ungestraft geblieben.

Eine besonders rohe Übeltat geschah in Haren unter seiner Regierung in der Nacht vom 23. auf 24. Oktober 1662. Harener Püntker hatten Roggen für den Bischof nach Münster unverzollt an dem Zollhause zu Burtange vorbeigefahren. Hierfür verlangte der Befehlshaber der Burtange Genugtuung. In genannter Herbstnacht kommen 46 holländische Soldaten aus der Burtange über Ter Apel mit Feuerrohren und brennenden Lunten nach Haren, wo sie in die Häuser der Püntker Edgard, Edgard Sohn und Johann Lübbers, die sie für jene Schiffer hielten, die den Zoll nicht bezahlt hatten, einbrachen, um sie fortzuschleppen. Der junge Edgard wurde aus dem Bette gerissen und mit Stöcken und Schlägen unmenschlich zugerichtet; ein Lanzenstich durchdrang seine Schulter. Dem alten Edgard war bereits ein Ohr vom Kopfe geschlagen, und die Backen waren ihm zerstoßen, da ertönte die Sturmglocke und rettete ihm das Leben. Der Küster war auf den Lärm hin zur Kirche geeilt, um Sturm zu läuten. Er fand jedoch das Schlüsselloch mit Holzstückchen verstopft, so dass es ihm erst nach längeren Bemühungen gelang, die Türe zu öffnen und zu läuten. Nun zogen sich die Holländer schleunigst übers Moor wieder zurück.
Gegen diese ständigen Grenzverletzungen musste der Landesherr einschreiten, wollte er nicht sein Ansehen bei seinen geplagten Untertanen gefährden, und Christoph Bernhard war nicht der langmütige Herr, der sich diesen neuen Zwischenfall an der Grenze gefallen ließ, zumal er aus Gründen der hohen Politik mit seinem holländischen Nachbar seit langem auf gespanntem Fuße stand.

Seit seinem Regierungsantritte (1650) hatte er die von den Schweden angelegten Festungswerke der Stadt Meppen nie außer acht gelassen. Fast jedes Jahr besuchte er Meppen, wo er auf der Paulsburg wohnte und sich von dem Fortgange der Befestigungen selbst überzeugte; denn Meppen war eine geeignete Operationsbasis für einen Kampf gegen Holland. Ein Kornmagazin wurde errichtet und gefüllt, da bei der starken militärischen Belegung der kleinen Emsfestung die übliche Verpflegung in Bürgerquartieren nicht mehr durchzuführen war.
Für die Geschossbereitung wurde ein Laboratorium eingerichtet, denn die Artillerie war des Bischofs Lieblingswaffe, alle Erfindungen und Neuerungen beachtete er, um sie anzuwenden. Die der Münsterschen Artillerie eigene Waffe waren die Mörser, welche die gefürchteten Bomben warfen, was dem Bischofe den holländischen Spottnamen der „Bombenbischof“, der „Bombenbernhard“ eintrug.
Im Jahre 1663 war die Festung zeitgemäß umgebaut, und der tatkräftige Fürstbischof, der die vorhin genannten Verletzungen an verschiedenen Punkten seiner Grenze nicht ruhig über sich und sein ihm anvertrautes Fürstentum ergehen lassen wollte, stand gerüsteter da, als seine letzten Vorgänger.

Dabei hatte er anscheinend das Empfinden, sich wegen seiner Waffenmacht rechtfertigen zu müssen. So schrieb Christoph Bernhard 1653 in seinem ersten Diözesanberichte an den Papst: „Er unterhielte zur Abwendung der lauernden Wölfe und zur Wiederherstellung der Hürde unter fast unerschwinglichen Kosten verschiedene Besatzungen in Münster, Coesfeld, Warendorf usw., Gott bittend, dass ihm und seinen Untertanen unter einer so großen, aber unvermeidlichen Last die Kraft und der Mut nicht ausgehe. Dann dieses am äußersten Ende des Reiches gelegene Bistum sei dergestalt nach allen Seiten von nichtkatholischen Regionen umzingelt, dass es wegen dieser furchtbaren Macht der benachbarten Nichtkatholiken bei allen Kennern der deutschen Verhältnisse als ein Bollwerk der hl. Kirche in Deutschland gelte, wie es der Ausgang des 30jährigen Krieges zeige.“
Zum Verständnis dieser Befürchtungen und Begründungen muß man wissen, dass das Fürstbistum Münster beim Regierungsantritt Christoph Bernhards 1650 mit feindlichen Besatzungen vom 30-jährigen Kriege her schwer belastet war. In Vechta saßen die Schweden, in Coesfeld, Borken und Bocholt, lagen hessische Truppen. Bevergen hatten die 1648 beim Friedensschluß abziehenden Schweden nicht etwa dem rechtmäßigen Herrn, dem Bischofe von Münster, überlassen, sondern den Holländern, die auf darauf Anspruch erhoben hatten.
Nur unter großen Schwierigkeiten war es Christoph Bernhard gelungen, eigener Herr im eigenen Hause zu werden und die Hessen (1652) und die Schweden (1654) und die Holländer (1659) zum Verlassen der genannten drei Ämter zu bewegen. Zur Erinnerung an die Befreiung Vechtas von der drückenden schwedischen Besatzung wird noch heute die große Himmelfahrtsprozession feierlich begangen. Das also war die gespannte politische Lage zwischen Münster und Holland.

Ins Rollen kam der Stein durch einen ganz anderen Fall, der Ostfriesland betraf: Im August des Jahres 1663 fand eine Jagd statt, an der als Gast des Bischofs auch der Graf von Ostriesland teilnahm. Man wollte beim fröhlichen jagen einen alten Streit schlichten, der bereits über 50 Jahre das ostfriesische Fürstenhaus beunruhigte.
Graf Enno III. von Ostfriesland hatte eine Abfindungssumme von 135 000 Reichstalern zu zahlen.

„Wir von Niederreiderland mussten siebenundvierzig Wagen mit siebenundvierzig Pferden zum Lager stellen. Am 20. Mai (1664) haben die Staaten-Truppen sehr heftig geschossen. Die Gegner taten auch soviel sie nur konnten, aber am 24. Mai waren alle ihre Kanonen so beschädigt, dass sie nicht mehr schießen konnten. Den
25. Mai haben die Leute in der Schanze ihre Gewehre niedergelegt, sie suchten sich zu verbergen so gut sie es konnten. Somit war der Kommandant zur Übergabe gezwungen…. den 26. Mai blieben die Bischöflichen noch ruhig, den 27. zogen sie aus. Der ostfriesische Hofrichter Karl Friedrich kam mit seiner Begleitung im Namen unseres Fürsten Georg Christian zuerst hinein, um die Schanzen von den Bischöflichen zu empfangen. Dann nahmen die Staatschen-Truppen sie in Besitz und setzten ihre Fahnen auf die Wälle.

Die Summe wurde in 18 Fässern im Schlosskeller zu Esens verpackt. Der Räuberhauptmann Graf Ernst von Mansfeld, stahl die Fässer und verbrauchte das Geld für sich und seine Söldner, so dass Graf Enno nicht mehr zur Auszahlung der versprochenen Summe imstande war.

Der ostfriesische Graf sah keine Möglichkeit zur Zahlung. Die Niederländer wollten ihm wohl einen Kredit gewähren, verlangten aber als Pfand u. a. das Besetzungsrecht der Dieler Schanzen. Diese Erdwerke, die auch heute noch zum Teil sichtbar sind, liegen auf ostfriesischem Boden.

Da nun der Graf gegen diese Forderung große Bedenken hatte, hielten die Holländer die Zahlung zurück und Christoph Bernhard schritt im Namen des Reiches zur Pfändung.
In der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember 1663 landete eine Pünte mit 60 Mann in Diele und besetzte die Schanze, in der nur 7 Mann lagen.

Als Enno III. dieses erfuhr, trat er schnell die Dieler Schanze als Pfand an die Niederlande ab, die ihm daraufhin die 135 000 Reichstaler auszahlten. Aber der Bischof von Münster nahm die Summe nicht an, denn mit der Annahme hätte die Zwangsvollstreckung aufgehoben werden müssen und die Holländer hätten sich statt seiner in Diele festgesetzt.

Er stellte vielmehr die Gegenforderung auf Schleifung der besagten Schanzwerke, zugleich erhoben Kaiser und Bischof bei der holländischen Regierung im Haag Einspruch gegen jede Einmischung in diese innerdeutsche Angelegenheit. Aber die Holländer wollten von einer Abtragung der Schanzen nichts wissen, sie legten vielmehr den größten Wert auf den Besitz eines festen Punktes an der Ems.

Trotzdem war der Bischof zu einer Aussprache geneigt, die zwischen Münster, Ostfriesland und Holland im Haag Ende April 1664 stattfand. Auf dieser Verhandlung erklärte sich Christoph Bernhard zur Annahme der Summe und zur Räumung der Schanze bereit; nur müsse er darauf bestehen, dass sie in ostfriesische Hände zurückginge und auf keinen Fall an Holland ausgeliefert würde.
Dieses Anerbieten des Bischofs lehnte die holländische Regierung ab, denn Diele sei ihr als Bürgschaft für die ostfriesische Anleihe verpfändet worden. So mussten denn die Waffen sprechen.

Am 10. Mai 1664 rückte der holländische Prinz von Nassau mit 5000 Mann gegen die Erdwerke, die mit nur 300 bischöflichen Mann besetzt waren. Sie hielten sich trotzdem 3 Wochen lang, bis sie im Sturm genommen wurden. Die münstersche Besatzung erhielt freien Abzug, und die Holländer setzten sich im ostfriesischen Diele fest.

Die verweigerte Rückgabe von Borkelo, die Einnahme der Dieler Schanzen und die bereits erwähnten ungestraften Grenzverletzungen bestimmten den Bischof von Münster, sich nach einer Macht umzusehen, mit deren Hilfe (besonders an Geld er sich rächen konnte an seinem Nachbar.

Christoph Bernhard suchte und fand in England, das sich mit Holland im Kriegszustand befand, einen zahlungskräftigen Bundesgenossen und im Juni des Jahres 1665 kam ein Bündnis zustande, demzufolge sich England verpflichtete, sofort 500 000 Reichstaler zu zahlen, sowie für den Monat Juni 200 000 Taler, für Juli und August je 150 000 Reichstaler.

Dafür sollte der Bischof 20 000 Mann Infanterie und 10 000 Dragoner stellen und Holland von der Landseite angreifen. Überall in Westdeutschland wurden Werbeplätze errichtet; die Konfession von Mannschaften und Offizieren spielte dabei keine Rolle. Bald füllt sich das Münsterland und das Emsland mit Tausenden von Truppen, denn Münster, Coesfeld und Meppen bildeten die Ausgangspunkte für das Unternehmen gegen die Niederlande.

Als die Rüstungen beendet waren, erließ der Bischof am 14. September 1665 von Coesfeld aus einen Fehdebrief an seinen Feind:
Er werde aus mehr als einer Ursache zum Kriege gezwungen, nämlich
1. Die Niederlande hätten sich in die durch Kaiser und Reichsgericht erledigte Lichtensteinsche Streitigkeit eingemischt, die sie gar nichts anginge. Sie hätten sich erkühnt, auf des Reiches Grund und Boden die Dieler Schanzen zu belagern, die Münstersche Besatzung, die diese Schanzen im Namen des Kaisers und des Reiches besetzt gehalten hätte, anzugreifen und selbst Truppen hineinzulegen, und sie hätten diese zur größten Verachtung der deutschen Nation beibehalten.
2. Ostfriesland sei allezeit von den Niederlanden unterdrückt worden. So hätten sie die Mansfeldische Armee hineingelockt und Emden und Leerort, des Reiches Festungen, besetzt.
3. Sie hätten die Stadt Münster gegen ihren Landesherrn hartnäckig gemacht zu vieler Millionen Schaden für sein Bistum.
4. Endlich werde sein Feldzug nun darauf zielen, dass er hinführo mit den Niederlanden beständige Ruhe erhalte.
So lautete des Bischofs Absagebrief an die holländische Regierung. Alsdann fand bei Ochtrup im Münsterland eine Heerschau statt; man zählte 12 Regimenter Kavallerie und 16 Regimenter Infanterie, insgesamt nach neueren Forschungen etwa 20 000 Mann, worauf der Feldzug beginnen konnte.

2. Der erste holländische Krieg 1665 – 1666
Es war bereits Ende September, der Herbst kündigte sich durch starke Regengüsse an, als die Bischöflichen Truppen die Grenze überschritten. Im Norden hatte der Generalwachtmeister Gorgas, ein Schotte, seine Abteilung um Meppen vereinigt (5000 Mann zu Fuß und 2000 Reiter).
Die Hauptarmee rückte von Gronau aus ins feindliche Gebiet ein (23. Sept.), und in kurzer Zeit waren sämtliche Hauptpunkte jenseits der Grenze, wie Borkelo, Lochum und Diepenheim, Enschede, Oldenzaal und Ootmarsum, sowie Almelo in der Hand des Bischofs.

Belagerung1

Weiter rückten die Bischöflichen nach Nordwesten bis Ommen an der Vechte. Hier aber wurde ihrem Vorrücken durch die Macht der Elemente ein Halt geboten. Die Truppen litten sehr unter dem fortdauernden Regenwetter, die Wege waren aufgeweicht, das Gelände war zum Teil sumpfig, der Winter nahte, so dass die Stellung bei Ommen an der Vechte unhaltbar wurde.

Die Lage wurde für den Bischof ungünstig, da die von England versprochenen Hilfsgelder nicht in der abgemachten Höhe einliefen. Als sie schließlich gänzlich ausfielen, konnte Christoph Bernhard den zahlreichen geworbenen Truppen den Sold nicht mehr zahlen, was für den friedlichen Bürger böse Folgen haben konnte. Das machte den Bischof zum Frieden geneigt, den zu vermitteln sich bereits mehrere Fürsten, wie der Große Kurfürst von Brandenburg, bemüht hatten. So kam es dann am 18. April 1666 zum Frieden von Kleve und man gab sich gegenseitig die Eroberungen zurück.
3. Zwischen Krieg und Frieden
Nach dem Frieden von Kleve (1666) waren die Holländer in den Dieler Schanzen liegen geblieben, weil sie als Pfand für die Anleihe dienten, die zur Abtragung der früher erwähnten Lichtensteinischen Schuld von dem Fürsten von Ostfriesland aufgenommen war. Aus demselben Grunde hatten sie Leerort a. d. Ems besetzt. Nicht lange sollte es dauern, da erfolgten von Diele aus verschiedene Übergriffe zu Lande und zu Wasser: So ließ (August 1668) der Befehlshaber von Diele zur Ausbesserung der Schanzen die erforderlichen Erdmassen aus der Bauerschaft Brual, die auf münsterschem Gebiete liegen, holen. Einige Tage darauf wurden mehrere Brualer Bauern, die auf ihren Äckern arbeiteten, von der Dieler Besatzung angehalten, weil sie den Schanzen zu nahe gekommen seien.

Der Bischof, augenblicklich ohnmächtig, wie es scheint, diese Plagegeister zu verscheuchen, verbiss sich den Zorn und wartete. Die Holländer aber, durch die Ruhe des Bischofs mutig gemacht, erkühnten sich zu weiteren Belästigungen, diesmal zu Wasser auf der Ems.
Ohne jegliche Berechtigung hatte der Holländer den Grenzzoll in Burtange nach Diele, also auf deutschen Reichsboden gelegt und belästigte und beschwerte die deutsche Schifffahrt auf der Ems, indem von allen hinauf- und hinabfahrenden Schiffen Abgaben gefordert wurden.
So kommen z. B. im März 1669 einige mit Hafer für den bischöflichen Marstall beladene Pünten an den Dieler Schanzwerken vorbei. Sie wurden angehalten und sollten Zoll zahlen. Da sie das nicht konnten, wurden die Pünten festgelegt, bis die Haferladung verdorben war und die Schiffe voll Wasser gelaufen und gesunken waren.

Des Bischofs Zorn steigerte sich noch, als er vernahm, dass auch die Ostfriesen sich einer Grenzverletzung schuldig gemacht hatten. Es waren nämlich Einwohner des Dorfes Völlen in die emsländische Bauerschaft Bokel bei Aschendorf eingebrochen, hatten Grund und Boden daselbst abgegraben und zur Widerherstellung ihrer durch die Winterfluten zerrissenen Deiche fortgeschafft. Aufgefordert, derartige Eingriffe in fremdes Gebiet zu unterlassen, zogen sich die Völlener zwar zurück, kamen aber mit verstärkter Mannschaft wieder und gruben ruhig weiter.

Der Bischof schritt empört zur Maßregelung der Ostfriesen, indem er die Mieten und Einkünfte des am Nordhang des Hümmlings liegenden Gutes Esterwegen als Vergütung des bei Diele erlittenen Schadens in Beschlag nahm.

Der Kaiser in Wien bedeutete dem Bischof jedoch, dass er kein Recht habe von Ostfriesland Schadenersatz zu fordern, wohl aber von den Niederlanden. An die holländische Regierung richtete der Kaiser die Aufforderung, die Zollstätte in Diele sofort aufzuheben und dem Bischof von Münster Schadenersatz zu leisten. Die Regierung im Haag versprach Abstellung der Belästigungen der Emsschifffahrt, aber in Wirklichkeit blieb die Zollstelle in Diele bestehen.

Mit Ostfriesland, insbesondere mit Emden, vertrug sich Christoph Bernhard in Hinblick auf ihre gemeinsamen Interessen auf der Ems durch Abschluss eines Handelsvertrages in Aschendorf im Dezember 1669, den Holländern jedoch vergaß er ihr unverschämtes rechtswidriges Verhalten gegen seine Hoheitsrechte nimmer und konnte es als ein Mann von Ehre auch nicht.

Christoph Bernhard sah sich also von neuem nach einem Verbündeten um, denn mit Bittprozessionen und Wallfahrten nach Telgte konnte er diese Plagegeeister nicht loswerden, die an den Grenzen seines Bistums umherirrten und seine Landeskinder verdarben. Das ging nur mit dem blanken Schwerte in der deutschen Faust! Ein Bündnisfall sollte sich bald ergeben.

König Ludwig XIV. hatte einen besonderen Hass gegen Holland, dessen bedeutsamer Staatsmann Jan de Witt die Pläne des französischen Königs durchkreuzte. Infolgedessen bereitete König Ludwig gegen Holland einen Rachefeldzug vor, indem er einen großen Bund zwischen Frankreich, England und Schweden zustande brachte. An diesen suchte er auch westdeutsche Reichsfürsten zu fesseln, und so richtete er sein Augenmerk auf Hollands östlichen Nachbar, auf Christoph Bernhard von Galen, er aus den bekannten Gründen das französische Anbieten annahm. Im April des Jahres 1672 kam der Vertrag zustande, in dem sich der Bischof gegen monatliche Zahlungen von 13 000 Taler zur Aufstellung von 19 000 Mann verpflichtete. Er bekam die Aufgabe, mit einem französischen und Kölner Hilfskorps die Ostgrenze der Niederlande anzufallen.

4. Der zweite holländische Krieg 1672 – 1674

Ehe der Feldzug begann, erließ der Fürstbischof auch diesmal ein Publikandum (18.05.1672), das von allen Kanzeln verlesen, an öffentlichen Orten angeschlagen und in allen Garnisonen wie z. B. in Meppen und Haselünne den Truppen bekannt gegeben wurde. Es enthielt 27 Anklagepunkte, die im wesentlichen durch aufgefundene Gerichtsakten bestätigt worden sind.

Punkt 5 lautete:
“Es sei das selbst von Türken und Barbaren verabscheute Laster des Meuchelmordes beschlossen worden, dass der Bischof, wenn er sich nach seiner Gewohnheit im Schlosse zu Ahaus oder im Kreuzherrenkloster zu Bentlage bei Rheine aufhalten würde, in stiller Nacht überfallen und aus dem Wege geräumt werden solle.“

In Punkt 10 wird der bekannte Vorfall in Diele behandelt, wodurch die münstersche Landeshoheit verletzt und die Sicherheit des deutschen Reiches gefährdet sei.

Mit Hochdruck wurde aufgerüstet. Die Werbeplätze in Hamburg, Bremen, Köln, Aachen, Frankfurt füllten sich mit Söldnern, die schließlich im Münsterlande zusammengezogen wurden. Alsdann fand in Nordhorn eine Heerschau statt (20. Mai 1672), die nach älteren Mitteilungen 60 000 Mann, nach neueren Ansichten nicht über 25 000 Mann ergab, darunter etwa 1/5 Landeskinder; alle anderen waren Söldner. Mustergültig war die Artillerie; sie bestand neben
den Feldgeschützen auch aus einer schweren Belagerungsartillerie von 60 Mörsern und mehreren
damals neu erfundenen Haubitzen. Von dieser schweren Artillerie versprach sich der Bischof diesmal die größten Erfolge.

Tatsächlich übertrafen die Erfolge alle Erwartungen. Am 1. Juni 1672 überschritten die bischöflichen Truppen die holländische Grenze, und in kurzer Zeit waren Groll, Borkelo, Diepenheim, Enschede, Oldenzaal, Ootmarsum und Almelo genommen. Der heftige Feuerüberfall der schweren Artillerie auf die Festung Deventer wirkte so lähmend auf die Bürgerschaft, dass sich die Stadt in 2 Tagen ergab und die Festung Zwolle ohne weiteres die Tore öffnete. Als auch Ommen an der Vechte, das sein sichere Lage zwischen Sumpf und Moor ebenso wenig schützte, erobert war, lag die ganze Provinz Overyssel in des Bischofs Gewalt, der sich am 5. Juli von der Ritterschaft dieser Provinz huldigen ließ. An demselben Tage eröffnete man die Laufgräben gegen die starke Festung Koevorden, die der Schlüssel für den Einmarsch in die nördlichen Provinzen Groningen und Friesland war. Eine verheerende Beschießung setzte ein mit Feuerbomben bis zu 3 Zentner, mit Granaten und mit sogenannten Stinkpotten: hohlen Kugeln, die Feuer und kleine Kugeln warfen und hernach einen abscheulichen Geruch verbreiteten. Die Wirkung war, dass sich Koevorden nach 6 Tagen ergab und die nördlichen Provinzen dem Bischofe offen standen.

Nun verlegte der Bischof seine Haupttätigkeit nach dem nördlichen Kriegsschauplatz. Er gedachte gegen die Niederlande einen schweren Schlag zu führen, indem er die Stadt Groningen erobern und von hier aus einer französischen-englischen Flotte die Hand reichen wollte.

So setzten sich denn die bischöflichen Truppen von Koevorden aus nach Groningen in Bewegung, wo sie am 18. Juli 1672 anlangten. Christoph Bernhard hoffte mit seinen schweren Geschützen die Festung niederzuzwingen. Furchtbar waren die Tage der Beschießung. Nicht weniger als 9000 Kanonenschüsse wurden in 14 Tagen gegen die Stadt abgefeuert und 5000 Bomben, darunter 300-pfündige, wurden hineingeschleudert. Ganze Straßenzüge lagen in Trümmern und in Flammen, und doch dachte man in der unglücklichen Stadt nicht an Übergabe. Mit eisernem Willen hielt der Stadtkommandant, General Karl Rabenhaupt, die aus Soldaten, Bürgern und Studenten gebildete Besatzung zusammen. Er war ein erprobter Haudegen, dieser General Rabenhaupt, den die Holländer beim Heraannahen der Gefahr sich aus Hessen, wo er sich damals aufhielt, hatten kommen lassen. Er hatte die Erfahrung des 30jährigen Krieges hinter sich und sollte sich als ebenbürtiger Gegner des Bischofs von Münster erweisen.

Als die Versuche des Bischofs, den Nachschub zu unterbinden gescheitert waren, sah er die Unmöglichkeit ein, die Stadt zu erobern und er befahl die Aufhebung der Belagerung. Die Schweren Geschütze wurden nach Coevorden gebracht, und am 28. August 1672 zogen die bischöflichen Truppen von der Stadt Groningen ab, die über 5 Wochen alle Schrecken der Beschießung durchgemacht hatte. Noch jetzt findet alljährlich am 28. August in Erinnerung an diese Befreiung in Groningen ein großes Volksfest statt – „Feestviering ter herbenking van Groningen ontzet in 1672.“ Es beginnt morgens mit einem „Rondgang met muziek“ und endet abends mit einem „Groot-Brillant-Vuurwerk op de Groote Markt“, wo in dem Hause Nr. 5 Rabenhaupt während der Belagerung gewohnt hat. Tagsüber ist große Kirmes auf dem Fischmarkte und Ochsenmarkte sowie Pferderennen und Wagenrennen. In den protestantischen Kirchen wird Dankgottesdienst gehalten.

Mit Nachdruck nutzte jetzt General Rabenhaupt den Abzug der Münsterschen Armee aus, zumal der Bischof seine Hauptaufmerksamkeit auf das Münsterland richten musste, dem sich als Verbündete der Niederlande kaiserliche und brandenburgische Truppen näherten, die auf den Bischof einen Druck ausüben sollten, dass er dem Bündnisse mit Ludwig XIV. entsage. Bald trat ein völliger Umschwung der militärischen Lage ein.

Rabenhaupt eroberte nach und nach die erwähnten Schanzwerke zwischen Holland und Ostfriesland zurrück und in einem kühnen Anlauf Ende Dezember 1672 konnte er über die gefrorenen Moräste und Festungsgräben hinweg das starke Coevorden zurückzuerobern, wobei die wertvolle münstersche schwere Artillerie in seine Hände fiel.

So unglücklich endete das Jahr 1762 für den Bischof und auch für das Emsland, denn hierhin waren Tausende von Söldnern nach der Aufhebung der Belagerung von Groningen zurückgeflutet, mehr ein Schrecken als ein Schutz der Bewohner. Die schlimmsten Jahre des erst kürzlich überstandenen 30-jährigen Krieges schienen wiederzukehren.

Rabenhaupt

Mit der Kriegszucht der bischöflichen Truppen war es schlecht bestellt, da sie sich aus schnell geworbenen Offizieren und Mannschaften aus allen möglichen deutschen Ländern zusammensetzten. Nur zum kleinen Teile waren die Soldaten Landeskinder. Die Offiziere liebten „Gastereien“ und Gelage auf Kosten der Untertanen. Bei den Mannschaften konnte eine zu strenge Zucht sehr leicht zu umfangreicher Fahnenflucht führen. Die Wildheit der Soldaten, besonders jener vom Regiment des Oberst v. Wedel, riss die verlassenen Häuser nieder, zerstörte die Gärten um die Stadt und misshandelte die Bürger, so bald nicht sofort das Geforderte gewährt wurde.

Ebenso schlimm sah es auf dem Lande aus. Die Kühe wurden geraubt, und die Pferde erlagen der beständigen Anstrengung bei den Fuhren für die Armee.

Noch einmal versuchte der Bischof von Münster mit seinen Truppen Anfang 1674 unter Ausnutzung des starken Frostes im Märzmonat durch einen Einfall in die Provinz Groningen die Lage zu retten. Seine Truppen drangen bis Winschoten vor, das sie plünderten, und kehrten mit reicher Beute und Geiseln ins Emsland zurück. Aber General Rabenhaupt suchte und fand Rache in mehreren glücklichen Gefechten bei Nordhorn und Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim, doch musste er sich später wieder nach Coevorden zurückziehen. <

So nahte unter gegenseitigen Plackereien das Osterfest 1674, wo dann am 22. April zu Köln am Rhein der Friede zustande kam. Der Druck des Kaisers, dessen Truppen bereits im Münsterlande feindselig auftraten, hatten den Fürstbischof bewogen, mit Holland auf der Grundlage des früheren Besitzstandes Frieden zu machen.

Die Dieler Schanzen, die Wurzel und Ursache des langen Zwistes zwischen Münster, Holland und Ostfriesland waren, wurden im Laufe des Krieges von den Bischöflichen geschleift. Reste der Gräben und der Erdwerke sind etwa 700 Meter von der Ems entfernt noch sichtbar. Auch sind 1895 in ihrer Nähe eiserne Geschützkugeln gefunden worden.
5. Die Teilnahme Christoph Bernhards von Galen an dem gegen die Franzosen 1674 und gegen die Schweden 1675 erklärten Reichskriege.

Die bedrohlichen, bisher nicht erwähnten Erfolge Ludwigs XIV. an der Westgrenze, insbesondere die Gewalttätigkeiten der Franzosen im deutschen Elsaß während der ersten Jahre des zweiten Raubkrieges hatten endlich in dem Kaiser Leopold und den einzelnen deutschen Landesfürsten das Nationalbewusstsein geweckt, so dass sie auf dem Reichstage zu Regensburg (28.05.1674) Frankreich den Reichskrieg erklärten.

Einmütig stellten sich katholische und evangelische Reichsstände unter des Reiches Banner (1674). Und Christoph Bernhard von Galen erkannte seine Pflicht als Reichsfürst und schloss mit Kaiser Leopold eine Vertrag, in dem er versprach, allzeit in Treue und Gehorsam gegen Kaiser und Reich zu verharren und 10 000 Mann gegen die Franzosen zu stellen. Der Kaiser sicherte ihm 30 000 Reichstaler, und auf weitere 5 Monate 10 000 Reichstaler zu. Fortan fochten die bischöflichen Truppen an Rhein, Mosel und Saar Seite an Seite mit den Kaiserlichen und anderen deutschen Stämmen unter dem Befehl des Großen Kurfürsten von Brandenburg gegen den Erbfeind.

Rühmlich focht die bischöflich münstersche Artillerie, auch das Fußvolk wird gelobt, besonders das Regiment von Wedel, das sich in Meppen 1672/73 im Quartier so übel aufgeführt hatte, aber die Reiterei zeigte vielfach Mangel an Zucht und Mut, so dass sie sich eine abfällige Beurteilung von Freund und Feind zuzog.

Eine neue Wendung nahm die Kriegslage durch dein Einbruch der Schweden in die Mark Brandenburg, den Ludwig XIV. veranlasst hatte, um den Großen Kurfürsten vom Rhein fortzulocken. Bekanntlich eilte der Große Kurfürst in sein Land, wo er die Schweden bei Fehrbellin 1675 entscheiden schlug und an die Ostsee zurückjagte.

Eine zweite Reichskriegserklärung erfolgte (17.07.1675), und die dem damals schwedischen Herzogtum Bremen-Verden benachbarten Fürsten, der Bischof von Münster und die Herzöge Braunschweig und Lüneburg wurden zu Vollstreckern der Reichsacht gemacht. Trotz seiner 70 Jahre vertauschte Christoph Bernhard v. Galen sein Messgewand mit dem Kettenhemd und zog im Namen des Reiches noch im September 1675 gegen den schwedischen Reichsfeind.

Über Haselünne, fiel der Bischof ins damalige schwedische Wildeshausen ein und marschierte weiter zur Weser. Er schloss mit dem Großen Kurfürsten von Brandenburg einen Sondervertrag, und alsbald setzte die Offensive beider Reichsfürsten ein: der Große Kurfürst in Pommern, der Bischof von Münster in Bremen-Verden.
In der Stadt Bremen ging die schwere münstersche Artillerie über die Weser, ein brandenburgisches Hilfskorps stieß hinzu, und dann ging’s gegen die Stadt Verden, die sich nach ein paar Kanonenschüssen dem „Bombenbischof“ ergab. (Sep. 1675)
Unaufhaltsam drangen die Bischöflich Münsterschen weiter, so dass der Bischof Anfang Oktober sein Hauptquartier in Rotenburg zwischen Bremen und Hamburg aufschlagen konnte. Schwieriger erschien die Eroberung der festen Städte wie Buxtehude und Bremervörde, aber die schweren Geschütze taten auch hier ihre Wirkung. Buxtehude war gut befestigt, hatte reichlich Lebensmittel und Munition und eine Besatzung von annähernd 400 Mann. Doch nach 2 Tagen lag der größte Teil der Häuser in Asche, so dass sich der Schwedische Kommandant auf das Drängen der Bürger und der deutschen Söldner, die von der Verhängung der Reichsacht über die Schweden gehört hatten, zur Übergabe gezwungen sah.

Dasselbe Schicksal traf die Festung Bremervörde, wo nach dreitägiger schwerer Beschießung der deutsche Teil der Besatzung den Waffendienst verweigerte.

Langwieriger gestaltete sich die Belagerung von Karlsburg (jetzt Wesermünde), das die Schweden zur Schädigung des Bremischen Handels an der Unterweser angelegt hatten. Aber noch vor Jahresschluß ergab sich der Erbauer und Befehlshaber, ein französischer Oberst, einem vereinigten Bischöflich-Münsterschen, dänischen und lüneburgischen Belagerunskorps.

So lag zu Beginn des Jahres 1676 der gesamte schwedische Besitz zwischen Weser und Elbe den Vollstreckern der Reichsacht zu Füßen. Nur die Festung Stade widerstand noch der Reichsarmee, Erst im August 1676 konnte Stade, das von 3000 Mann besetzt gehalten wurde, zur Übergabe gezwungen werden.

Der letzte Stützpunkt einer fremden Herrschaft auf deutschem Reichsboden zwischen Elbe und Weser war Dank der Bischöflichen Münsterischen Truppen in deutsche Hände gefallen, und die Sieger konnten sich jetzt in dem eroberten Lande einrichten. Das tat ein jeder nach seinem besonderen Ziele, das er neben dem Vollzuge der Reisachsacht für sich zu erreichen hoffte.

So wollte Christoph Bernhard in erster Linie den früheren Besitzstand des Bistums Münster an seiner Ostgrenze wiederherstellen. Er sorge dafür, dass die kirchlichen Bestimmungen des Westfälischen Friedens eingehalten wurden, die von den Schweden in dem ihnen 1648 zugefallenen Herzogtum Bremen-Verden mißachtet wurden. Wo noch katholischer Gottesdienst gehalten wurde, war er von den Schweden unterdrückt worden. Nach dem Sturz der Fremdherrschaft richtete der Bischof sein ganzes Augenmerk darauf, die freie Ausübung der katholischen Religion zu sichern.