Das „1. Bischöfliche Münsterische Offizierscorps“
Ein eigenes Tanzcorps zu haben, dieser Gedanke wurde anläßlich der Senatstaufe ’79 in der Cachette im Fürstenhof durch Willy Eichel geboren, als Hermann Hewing, der langjährige Kommandant der karnevalistischen Stadtwache, sich nach einem Gespräch mit dem Vörnsten Baas bereit erklärte, ein eigenes Tanzcorps für die Narrengarde aufzustellen.
Bis zur Sessionseröffnung am 11. November 1980 wurde sodann eine 15-körpfige Corps-Mannschaft herangebildet, wobei sich Tanzmariechen, Tanzoffizier und der „Rest der Truppe“ in historischen Kostümen mit deutlich münsterischen Geschichtsbezug präsentierten. Nach einer Uniform-Vorlage eines „Bischöflich Münsterschen Infanterie-Offiziers von 1792“ wurde die nicht billige „Dienstkleidung“ des Tanzcorps gearbeitet, und zwar farblich auf die Stadtfarben Münsters abgestimmt. Mit diesem närrischen, jedoch geschichtsbezogenen Tanzcorps, dessen Einkleidung durch Freunde und Gönner finanziert werden konnte, wollte man quasi eine karnevalistische Elite-Truppe aufstellen, als, so Willy Eichel, „neuen, lebhaften Akzent zur Bereicherung des münsterischen Karnevals“. Bis zu offiziellen Vorstellung des neuen Corps in der Öffentlichkeit fanden schon diverse Versammlungen, „Musterungen“ und Auftritts-Proben zur vollsten Zufriedenheit des Kommandanten statt. Beim Senatsball 1980 in den festlich geschmückten Räumen des „Zwei-Löwen-Klubs“ bildete dann eine Modenschau besonderer Art den abendlichen Höhepunkt, als nämlich die ersten prächtigen Kostüme des „1. Bischöflichen Münsterischen Offizierscorps“ vorgestellt wurden.
Die Corps-Premiere feierten man dann natürlich im Spieker, in den der Narren-Vorstand Freunde und Kollegen münsterischer Karnevalsgesellschaften zu einem Vorstellungsabend eingeladen hatte. Was als „Schnapsidee“ geboren wurde, war nun aus der Taufe gehoben: das allseits mit Spannung erwartete Tanzcorps konnte nun zum ersten Mal zeigen, was ihm in den Beinen steckte. Musikalisch begleitet vom Spielmannszug „Hohe Geist“ veranstaltete die funkelnagelneue Tanztruppe seine Generalprobe im Paohlbürger-Spieker, daß die altehrwürdigen Eichenbalken erzitterten. Nach den zackigen Kommandos des Adjudanten Michael Vernherm, der sich gleich mit einem Haarappell bei seiner Truppe „unbeliebt“ machte, stand das Corps vollzählig ausgerichtet zur Übernahme bereit. Der Kommandant Hermann Hewing nahm sodann aus der Hand des Vörnsten Baas Willy Eichel die Urkunde zu seiner Ernennung und den Ehrendegen samt persönlicher Widmung als Dank für seine aufopfernde Tätigkeit um dieses Corps entgegen.
Und sogar kirchliche Prominenz war bei dieser Aktion mit ihrem Segen dabei: der Geistliche Rat Norbert Kleyboldt, der schon am Tennengerichts-Sonntag die Einsegnung hochoffiziell für das Domkapitel vorgenommen hatte, wurde mit Miniaturdegen, Urkunde und Jubliäumsorden ausgestattet und zum Ehrenfeldtüchmester a.D. ernannt. Begeistert merkte Ehrengeistlicher Kleyboldt an, daß es der Garde mit ihren schmucken Uniformen eigentlich anstünde, sich Fürstbischöfliches Offizierscorps zu nennen.
Dann endlich folgten den gewechselten Worten tanzende Taten: der Kommandant nahm die Meldung seines Adjudanten entgegen und befahl kurz und präzise: „Mariechen tanz!“ Zu den Klängen des Spielmannszuges „Hohe Geist“ unter Tambourmajor Edwald Wulf wirbelte Tanzoffizier Thomas Laubersheimer die ebenso hübsche wie talentierte Ursula Wessel durch den Spieker. Soweit der erste offizielle Auftritt der tanzenden Offiziere – von denen es in den nachfolgenden Jahren noch Ungezählte mehr gab. Noch ein Wort zum Corps-Leben. Gleich im darauf folgenden Jahr veranstaltete die Corps-Mannschaft ihr erstes Feldlager im bzw. am Paohlbürger-Spieker auf eigene Einladung hin und für alle münsterischen Karnevals- und Coprsfreunde. Alle Akteure, Spielmannszug wie Corps-Offiziere hatten hierfür ihren gesamten Wehrsold in dieses Unternehmen gesteckt und ein rustikales Lagerleben arrangiert – mit Grillschinken, Krautsalat und Pils 2000.
Zum ersten offiziellen Corps-Biwak in Zusammenarbeit mit den Paohlbürger hatte man sich für die darauf folgende Session eine besondere Attraktion einfallen lassen: die deutsche Mark wurde außer Kraft gesetzt, und nur selbst geprägte Münzen galten als Zahlungsmittel für Bier, Erbsensuppe, Töttchen und Gegrilltes. Damit auch jeder in den Besitz selbstgeprägter Münzen kam, hatten die Paohlbürger eine eigens von der BfG (Bank für Gemeinwirtschaft) entliehene Prägemaschine an Ort und Stelle aufgebaut. Bürgermeister Franz Reuter und BfG-Chef Udo Breider höchstpersönlich prägten die ersten Silbermünzen, die jedermann nach Belieben in Zinn oder Feinsilber produzieren konnte. Als Motiv für den Corps-Taler wählte man keinen geringen als den Kiepenkerl, der nach Entwürfen des Grafik-Designers Peter Struwe entstand. Bei späteren Feldlagern sollten nach und nach sämtliche Originale Münsters auf diesen Münzen verewigt werden. Wichtig und besonders erwähnenswert ist im Zusammenhang mit den Corps-Lagern, daß die Narrengarde mit dieser öffentlichen Veranstaltung der münsterischen Bevölkerung nicht nur ein paar angenehme und unterhaltsame Stunden bescherte, sondern zugleich indirekt den Senioren und Behinderten eine Freude machte – war doch der Reingewinn eines jeden Biwaks den beiden großen Sozialveranstaltungen der Paohlbürger „An einem Tag im Mai“ und der Gala-Sitzung für die Schwerbehinderten zugedacht.
Die Karnevalssession ’82 hatte neben dem erfolgreich angelaufenen Biwak noch in zweiter Hinsicht etwas Erfreuliches für das neugegründete Corps: sie bekamen eine eigene Fahne. Dank großzügiger Spenden einiger Mitglieder konnte eine eigene Corps-Fahne in Auftrag gegeben werden, die nach den Entwürfen des Dekorations-Designers Waldemar Mallek von der Firma Fahnen-Reuter fertiggestellt wurde. Den größten Spendenbeitrag stellten dabei die Ehrensenatoren Bernd Schulze Wilmert, Heinrich Hollenhorst und Germania-Brauereichef Egbert Preußners zur Verfügung, der neben zahlreichen und beständigen (!) finanziellen wie materiellen Unterstützungen für die Gesellschaft auch diesmal bei der Anschaffung der für das Corps existentiell wichtigen Fahne maßgeblich beteiligt war. Die offizielle Übergabe der Corps-Fahne erfolgte durch den Feldgeistlichen Norbert Kleyboldt, der die festliche Gelegenheit nutzte, um karnevalistische Symbole grundsätzlich zu rechtfertigen; denn militärisch seien die Attribute der närrischen Garden zwar, doch in all ihrer Heiterkeit, so führte Kleyboldt aus, kämen sie doch dem Bilde vom „Umschmieden der Kriegswerkzeuge“ nahe. Die Fröhlichkeit, die im Gefolge dieser Prachtentfaltung herrsche, schien ihm als „Zeichen friedlicher und friedliebender Gesinnung“, und deshalb konnte er ruhigen Gewissens „Gottes Segen“ für die Fahne erteilen.
Willy Eichel – Gründer des 1. Bischöflichen Münsterischen Offizierscorps
1984 wurde Willy Eichel zum Kommandierenden General auf Lebenszeit ernannt.
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Diese Bilder stammen von der Internetseite von Willy Eichel www.eichelwilly.de
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